Zum Anspitzen und Wegradieren
Apr 4th, 2011 | By admin | Category: Für Anfänger und Fortgeschrittene, Nachrichten für KinderDer Bleistift ist seit Schülergenerationen der heimliche Star im Mäppchen. Die Hauptrollen in dieser Erfolgsgeschichte spielen: englische Schäfer, Nürnberger Handwerker, amerikanisches Holz und chinesische Arbeiter. Und das Blei? Das spielt überhaupt keine Rolle!
Vor mehr als 400 Jahren bemerken englische Schäfer an den Wurzeln eines umgefallenen Baumes dicke graue Knollen: Man kann damit schreiben und die Schafe markieren. Das neu entdeckte Wunder-Schreibzeug wird in Bergwerken abgebaut, in Blöcke gehauen und in Stäbchen geschnitten. Später werden die Stäbchen in Holzmäntel gesteckt. So bleiben die Finger sauber. Der Bleistift ist geboren. Der heißt so, weil die Leute das entdeckte Material für Blei halten. In Wirklichkeit ist es Graphit. Das besteht genau wie Diamanten aus Kohlenstoff.
Mit reisenden Kaufleuten kommt das englische Graphit in die deutsche Handelsstadt Nürnberg. Einige Handwerker spezialisieren sich darauf, die „Bleiminen“ in Holz zu fassen. Aber lange Zeit sind englische, französische oder österreichische Bleistifte viel besser. Die Nürnberger Stifte sind zwar billig – aber sie bröseln, splittern und brechen ab. Erst 200 Jahre nach der Entdeckung des Graphits beginnt der Siegeszug der Nürnberger Bleistifte. Das Motto lautet jetzt: beste Materialien, wie zum Beispiel Zedernholz aus Amerika, moderne Maschinen, gut ausgebildete Arbeiter und viel Werbung.
Zehn Milliarden Holzstifte werden heute im Jahr weltweit produziert. Die Hälfte stammt aus China, wo sie billig hergestellt werden. Etwa zwei Milliarden werden in Europa gefertigt. Natürlich gibt es auch noch die alten Nürnberger Marken. Wie zum Beispiel den weltgrößten Holzstifthersteller Faber-Castell, der die allermeisten seiner über zwei Milliarden Holzstifte allerdings in Brasilien produziert: mit Holz aus dem eigenen „Bleistiftwald“.
Info für Besser-Wisser:
Mit einem einzigen Bleistift kann man 45.000 Wörter schreiben oder eine 56 Kilometer lange Linie zeichnen.
Eva Stern | Foto: Sabine Geißler/Pixelio