Mama Janes Wohnung
Feb 24th, 2013 | By admin | Category: Nachrichten für KinderMama Jane öffnet ihren Vorhang und bittet den Besuch herein. Eine Tür hat ihre Wohnung nicht. Mama Janes Wohnung besteht aus einem einzigen kleinen Zimmer. Aber es ist das Zuhause für 20 Menschen: Mama Janes Kinder, Enkel, Urenkel und auch Kinder von der Straße, um die sich sonst niemand kümmert. Bad, Toilette, Küche, Möbel? Gibt es nicht. Es gibt ein Bett. Unter einer Decke in der Ecke sind die Sachen der Familie verstaut. In der anderen Ecke steht ein Wasserkanister. An der Wand hängt ein Regal mit verbeulten Schüsseln. Mama Jane ist 60 Jahre alt. Sie wohnt in einem Slum (sprich: Slamm) in Mombasa. Das ist eine Küstenstadt in dem ostafrikanischen Land Kenia. „Slum“ werden überall auf der Welt Siedlungen genannt, in denen die Ärmsten der Armen wohnen. Slums gibt es vor allem in den großen Städten der armen Länder in Afrika, Asien und Südamerika. Die Menschen ziehen vom Land in die Städte, weil sie Arbeit suchen oder weil sie vor Hunger, Krieg und Naturkatastrophen flüchten. Gut bezahlte Arbeit finden sie aber nur sehr selten. Sie schuften für wenig Lohn für die Leute in den reichen Stadtvierteln als Putzmädchen, Wachmänner, Gärtner und Dienstboten. Einige verkaufen auch Obst, Gemüse oder Wasser im Slum, nähen Kleider oder sammeln Müll. Mehr als eine Milliarde Menschen leben weltweit in den armseligen Hütten der Slums: ohne fließendes Wasser, ohne eigene Toiletten, oft ohne Strom. Straßen gibt es nicht. Hütte reiht sich an Hütte. Wenn es regnet, verwandeln sich die Trampelpfade dazwischen in stinkende Bäche. Überall liegt Müll. Denn eine Müllabfuhr kommt hier nie hin. Auch Feuerwehr und Rettungswagen kommen im Notfall nicht durch. Wie auch – ohne Straße?
Eva Stern | Fotos: Eva Stern